Ein Hund ist in unserer Gesellschaft nur noch selten das, was er eigentlich ist, nämlich ein Hund. Ich sehe es als unsere Aufgabe, zu erhalten und auch zu fördern, was einen Hund ausmacht und nicht das, was wir gerne in ihm sehen wollen. Lobbyarbeit könnte helfen, aber wie kann sie gestaltet werden? Hunde haben kein Mitspracherecht und noch weniger eine Stimme, wenn es um ihre echten Bedürfnisse, ihre Unversehrtheit und vor allem ihre Rechte geht.
Sie sind weder autark, noch bekommen sie oft eine Chance auf Selbstwirksamkeit. Viele Hunde leben nur noch den Alltag und die Wunschvorstellungen ihrer Halter. Mehr nicht. Was macht das mit unseren Hunden? Warum wird immer weniger hinterfragt, obwohl wir immer mehr über ein hochsoziales Lebewesen lernen und wissen?
Social Media und Co.
Hunde werden auf vielen Kanälen benutzt, arrangiert, defamiert, konsumiert und das meist, um das eigene Selbstwertgefühl zu steigern. Der Klick im Netz zählt. Das Leid, welches oft nicht direkt zu erkennen ist, nicht. Ob der Hund Spaß daran hat, bezweifle ich oft. Wird er als Jäger, Raubtier, oder in seinem typischen Wesen gezeigt, dann finden wir das oft abstoßend und irritierend. Seltsam, dass uns die Natur des Hundes so fremd (geworden) ist. Und ich frage mich ernsthaft, wie Hundehaltung in der Zukunft aussehen wird und was wir gegen falsch verstandene Hundeliebe tun können, aber auch gegen Menschen, die sich Hunde nur zu Nutzen machen.
Immer mehr Hundetagesstätten, anstatt Familienanschluss. Immer mehr externe Angebote zur (sinnvollen) Beschäftigung, anstatt gemeinsame Aktivitäten, die den Grundstein für Bindung und Beziehung legen. Immer mehr Druck, anstatt zu akzeptieren, wie mein Hund ist und vielleicht auch nicht das ist, was ich mir vorstellte. Immer mehr Bilder, anstatt Privatsphäre für einen guten Freund, der kein Veto dagegen einlegen kann. Immer mehr Hunde in Haushalten, die bereits mit einem schon überfordert sind. Immer mehr organisierter Hundehandel, weil der Mensch unbedingt einen Hund braucht. Es könnten noch viele solcher Punkte folgen. Und wir sehen diese Beispiele auch tagtäglich, aber wir tragen sie meist alle mit.
Denn jeder denkt, es betrifft ja nicht mich.
Fast noch schlimmer finde ich, dass auf diesen Zug Menschen und Unternehmen aufspringen, die mit unseriösen Angeboten, Geld rausschlagen. Oft unter dem Deckmantel Gutes zu tun, Hunde zu schützen und damit in sämtliche Nischen pressen für den eigenen Profit. Da wird gerne der Gesundheitsaspekt hervorgekramt. Allerdings zieht dieser meist nur auf den Menschen ab und dient überhaupt nicht dem Hund. Im Gegenteil! Es wird nur ein weiteres Fass aufgemacht, in dem Hunde ihre Stimme verlieren. Es ist fast so, als müssten Hunde dem Menschen dienen, um sich ihren Platz in der Gesellschaft zu verdienen. Ganz ehrlich? Ich finde das ziemlich schäbig.
Was ist ein Hund in unserer Gesellschaft wert?
Hunde sind weder Therapeuten, Heilsbringer, noch sind sie Kinder im eigentlichen Sinne. Auch wenn wir das gerne propagieren. Ja, Hunde sind Familienmitglieder, aber dennoch mit völlig anderen Bedürfnissen. Hunde haben viele Aufgaben, oder auch Jobs und können den Menschen wunderbar unterstützen. Doch es benötigt mehr Fingerspitzengefühl und gute Ausbildungen, damit Hunde dabei nicht unter die Räder kommen: physisch, aber noch viel öfter psychisch. Die wenigsten erkennen, dass ein Hund depressiv ist, ausgebrannt, emotional verheizt. Wie erkennen lieber an, welch tolle Leistung er erbracht hat und wie immens wichtig das ist. So haben wir eine Ausrede und einen Freibrief für unser Gewissen, Hunde überall zu platzieren und eine falsche Lobby aufzubauen. Das funktioniert hervorragend. Leider.
Ich weiß, dass meine Worte vielen nicht gefallen werden, denn das würde ein grundsätzliches Umdenken in der Hundehaltung bedeuten. In vielen Bereichen und ganz sicher im Privaten. Da, wo wir uns eh schon nicht gerne reinschauen und belehren lassen und wo wir tun und lassen können, was wir wollen – auch mit unseren Hunden. Die Gesetzeslage ist leider viel zu schwammig, um unsere Haustiere/Nutztiere und ihr Wesen zu schützen. Es ist nur ein Tier. Und ich frage mich, wenn wir schon über unsere Tiere bestimmen, warum wir dann nicht feinfühliger reagieren, wenn unser Kopf uns sagt, da läuft etwas schief? Ich sehe etwas, was mir nicht gefällt. Ich kann es mitteilen, mein Tier nicht. Zumindest nicht verbal.
Das wünsche ich mir. Und das viel viel mehr. Lasst uns kritisch sein und hinterfragen, welche Bedürfnisse wirklich bedient werden, wenn ein Hund angeblich der Empfänger und Profitierende ist. In einer Welt, in der Profit und Wirtschaftlichkeit ein wichtiger Faktor sind, gehen unsere Hunde ganz oft baden. Nur wir können das ändern, in dem wir noch mehr für sie einstehen. Das gilt natürlich nicht nur für unsere Hunde, sondern für alle Lebewesen auf diesem Planeten.
Ich danke dir fürs Lesen.
Hallo,
deinen Text habe ich gefunden, da ich auf der Suche nach einem Blog war in dem vielleicht Tipps bei einem BSV sind. Dein Text hat indirekt etwas damit zu tun. Meine Roxi hatte einen Bandscheibenvorfall mit jetzt 10 Jahren und ich habe schreckliche Wochen hinter mir. Sie ist eigentlich eine robuste Hündin aus dem TS. Ich habe nur TS Hunde, da es sie gibt und ich Platz und Zeit habe. Ich würde aber darauf verzichten einen Hund zu haben, würde es keinen einzigen mehr geben, der im Heim ist, weil mir eben bewusst ist, dass hier in unserem Leben nur noch wenige dem Hund ein Leben bieten können, für dass sie geschaffen wurden, dass die Hunde überhaupt nicht mehr selbst agieren können und dass sie selbst beim Geschäft immer auf den Besitzer und dessen Zeit angewiesen sind. Er soll lieb sein, aufs Wort hören, nicht bellen…. als Kind auf dem Dorf waren die Hunde nicht lieb und der Respekt war riesig, weil man auch mal geschnappt wurde, wenn man wieder genau das gemacht hat,,wovor man 1000 mal ermahnt wurde.
Die Hunde haben definitiv ihre Jobs gut ausgeübt – für ihre Besitzer. Und was das mit einem BSV zu tun hat? Welcher Hund rumpelt in seinem Leben zigtausendemal eine Treppe rauf und runter? Oder rennt zigtausendemal einem Ball hinterher…. auch das wurde mir wieder schmerzlich bewusst.
Du hast Recht, oft ist der Hund ein Sprungbrett aus dem wirklichen Leben, und wenn die Bilder und schönen Momente vorbei sind, wird er meist zu einem Problem….